Artgerechte Haltung von Wasserschildkröten – wichtige Grundlagen für Einsteiger

In vielen Foren und Facebook-Gruppen tauchen immer wieder Fragen zur artgerechten Haltung von Wasserschildkröten auf. Die Antworten darauf sind oft sehr artspezifisch, denn jede Schildkrötenart hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse. Dennoch gibt es einige allgemeine Hinweise, die sich auf die verschiedenen Gattungen beziehen und besonders Neueinsteigern einen hilfreichen ersten Überblick bieten.

Diese grundlegenden Informationen helfen dabei, die wesentlichen Unterschiede in der Haltung der unterschiedlichen Wasserschildkrötengattungen zu verstehen und erste wichtige Entscheidungen zu treffen.

Wichtig ist jedoch: Sobald man sich für eine konkrete Art entschieden hat, sollte das natürliche Habitat so genau wie möglich nachgebildet werden. Dazu gehören unter anderem die richtige Beckengröße und Einrichtung des Aquaterrariums, die optimalen Temperaturbereiche, die Beleuchtungsdauer im Jahreszyklus sowie die artgerechte Fütterung.

Diese spezifischen Anforderungen lassen sich nicht pauschal in einer allgemeinen Übersicht abdecken – sie erfordern eine genaue, artspezifische Recherche.

Dieser Artikel dient daher lediglich als erste Einführung in die faszinierende Welt der Wasserschildkrötenhaltung.

Die technische Ausstattung im Aquaterrarium – Was Wasserschildkröten wirklich brauchen 

Für eine artgerechte Haltung von Wasserschildkröten ist die passende technische Ausstattung des Aquaterrariums entscheidend. Auf dieser Seite findest du eine kompakte Übersicht der wichtigsten Komponenten. Detaillierte Informationen zu den jeweiligen Themenbereichen findest du in den verlinkten Kapiteln.


1. Beleuchtung – UV-B ist unverzichtbar

Die richtige Beleuchtung ist das Herzstück jeder erfolgreichen Wasserschildkrötenhaltung. Da die Tiere in Innenhaltung meist keinen Zugang zu natürlichem Sonnenlicht haben (dies ist nur in gut geschützten Außenanlagen oder Gewächshäusern möglich), muss das UV-B-Lichtspektrum künstlich erzeugt werden.

Am besten eignen sich hierfür Halogenmetalldampflampen (HCI/HQI), die ein Vorschaltgerät benötigen. Sie liefern nicht nur UV-Strahlung, sondern auch ausreichend Wärme.
👉 Auf dem Sonnenplatz sollten lokal 40–45 °C erreicht werden – das entspricht dem natürlichen Sonnenbaden im Habitat.


2. Filterung – sauberes Wasser für gesunde Tiere

Auch wenn Wasserschildkröten relativ robuste Tiere sind, spielt die Wasserhygiene eine wichtige Rolle. Zu hohe Nitratwerte und die Entstehung von Nitrit können auf Dauer gesundheitsschädlich wirken. Daher ist eine zuverlässige Filtertechnik unverzichtbar.

Besonders bewährt haben sich:

  • Große Außenfilter (Topffilter) für hohe Filterleistung und biologische Reinigung
  • Hamburger Mattenfilter (HMF) als langlebige, wartungsarme Lösung
  • Pflanzenfilter mit z. B. Efeutute zur natürlichen Nährstoffbindung (z. B. im Blumenkastenfilter)

Diese Filtersysteme helfen, Schwebstoffe zu entfernen und nützliche Filterbakterien im Aquarium anzusiedeln.


3. Heizung – nicht jede Art braucht warmes Wasser

Ob eine Wasserheizung notwendig ist, hängt stark von der gehaltenen Art und der Raumtemperatur ab. In beheizten Wohnräumen benötigen viele Arten keine zusätzliche Erwärmung des Wassers.

Für tropische oder subtropische Arten, die dauerhaft höhere Temperaturen benötigen, kommen regelbare Heizstäbe zum Einsatz. Sie sorgen für konstante, artgerechte Bedingungen – besonders in den Wintermonaten.


Diese technischen Grundlagen sind essenziell für das Wohlbefinden deiner Tiere. Jede Schildkrötenart stellt jedoch individuelle Anforderungen an Temperatur, Licht und Wasserqualität – informiere dich daher immer auch artspezifisch, bevor du dein Aquaterrarium einrichtest.

Schmuckschildkröten

Schmuckschildkröten – Übersicht und Haltungsempfehlungen

Zu den Schmuckschildkröten zählen mehrere nordamerikanische Arten und Gattungen, die in der Aquaristik sehr beliebt sind. Dazu gehören:

  • Buchstaben-Schmuckschildkröten (Trachemys spp.)
  • Echte Schmuckschildkröten (Pseudemys spp.)
  • Höckerschildkröten (Graptemys spp.)
  • Zierschildkröten (Chrysemys picta ssp.)
  • Diamantschildkröten (Malaclemys terrapin ssp.)
  • Langhals-Schmuckschildkröten (Deirochelys reticularia ssp.)

Diese Arten unterscheiden sich zwar in ihrer Herkunft, ihrer Größe und ihren Ansprüchen, haben jedoch viele Gemeinsamkeiten in der Haltung.

Haltung von Schmuckschildkröten

Für die artgerechte Haltung von Schmuckschildkröten ist ein geräumiges Aquaterrarium mit hohem Wasserstand entscheidend. Die Tiere sind aktive Schwimmer und benötigen viel Platz, um sich horizontal und vertikal frei im Wasser bewegen zu können – sie schwimmen oft in langen Bahnen quer durch das Becken.

Wichtige Merkmale eines geeigneten Aquaterrariums:

  • Hoher Wasserstand für freies Schwimmen
  • Stabile Wasserqualität durch effektive Filterung
  • Sonnenplatz mit UV-B-Beleuchtung
  • Artgerechte Temperaturen im Wasser und an Land

Die genaue Beckengröße und Einrichtung hängt von der jeweiligen Art und der Endgröße der Tiere ab. Generell gilt: Je größer das Becken, desto besser für das Wohlbefinden der Schildkröten.

Kurzum: Sie haben einen enormen Bewegungsdrang. Auf einen Bodengrund kann verzichtet werden, jedoch sollte dann der Aquariumboden mit Silikon bestrichen werden. Mit Bodengrund sieht das Aquaterrarium nicht nur ansprechender aus, die Schildkröten durchwühlen diesen auch gerne bei der Futtersuche und beschäftigen sich auf diese Weise. Eine Bepflanzung des Beckens ist aufgrund der omnivoren Ernährung der Tiere in den meisten Fällen nicht möglich, da die eingebrachten Pflanzen schlichtweg gefressen werden. Dennoch und gerade deswegen sollten sich immer ausreichend Wasserpflanzen im Becken befinden, die dann an der Wasseroberfläche schwimmen. So bildet sich ein Pflanzenpolster, welches von den Tieren gerne als Entspannungs- und Rückzugsort genutzt wird.

Haltung von Schlammschildkröten – Sternotherus und Kinosternon im Aquaterrarium


Die Schlammschildkröten der Gattungen Sternotherus (Moschusschildkröten) und Kinosternon (Klappschildkröten) gehören zu den kleineren nordamerikanischen Wasserschildkrötenarten. In der Terraristik erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit – nicht zuletzt, weil sie kompaktere Aquaterrarien benötigen als viele andere Arten. Dennoch stellen sie ganz eigene Anforderungen an ihre Umgebung, die bei der Haltung unbedingt berücksichtigt werden müssen.

Fortbewegung & Wasserstand: Weniger Tiefe, mehr Struktur

Anders als oft in älteren Quellen behauptet, sind Schlammschildkröten keine schlechten Schwimmer. Sie nutzen jedoch überwiegend eine kletternde und laufende Fortbewegung im Wasser. Aus diesem Verhalten ergibt sich ein ganz wesentlicher Haltungsfaktor: Sie benötigen keinen hohen Wasserstand, sondern ein gut strukturiertes Becken mit ausreichender Grundfläche.

Ein Wasserstand von rund 30 cm hat sich für die meisten Arten dieser Gattungen als ideal erwiesen. Er ermöglicht freies Bewegen, ist aber flach genug, damit sich die Tiere leicht orientieren und abstützen können. Höher darf der Wasserstand natürlich sein, wenn ausreichend Kletter- und Rastmöglichkeiten vorhanden sind.

Beckenform & Einrichtungsprinzip

In der Haltung von Schlammschildkröten unterscheidet sich die empfohlene Beckenform deutlich von der für Schmuckschildkröten typischen langgezogenen Schwimmwanne. Während Schmuckschildkröten große Wasserflächen zum Bahnenziehen brauchen, bevorzugen Schlammschildkröten eine eher kompakte, flächenorientierte Beckengestaltung mit vielen Strukturen und Verstecken.

Einrichtungselemente wie große Wurzeln, flache Steine, Tontöpfe oder Schieferplatten helfen den Tieren, sich sicher zu bewegen, und bieten gleichzeitig Schutz- und Rückzugsorte. Der Bodengrund sollte aus feinem Sand bestehen – er wird gerne zum Graben genutzt und ist für das natürliche Verhalten unerlässlich. Auf Kies oder nackte Glasböden sollte verzichtet werden.

Wichtig: Nach einer gewissen Eingewöhnung entwickeln viele Tiere „feste Laufwege“. Hat man die Einrichtung entsprechend angepasst, bleiben auch Pflanzen und Dekoelemente länger unversehrt.

Bepflanzung: Möglich, aber nicht garantiert dauerhaft

Da sich Schlammschildkröten hauptsächlich carnivor (fleischfressend) ernähren, wird Aquarienbepflanzung nicht aktiv gefressen – anders als bei vielen pflanzenfressenden Arten. Trotzdem kommt es vor, dass Pflanzen beim Umgraben des Bodens oder bei der Futtersuche beschädigt oder ausgegraben werden. Wer dauerhaft bepflanzen möchte, sollte auf robuste Arten setzen oder Pflanzen gut in Wurzeln oder Steinen verankern.

UV-B-Versorgung & Sonnenplätze: Optional wird Pflicht

Ein interessanter Punkt in der Haltung von Schlammschildkröten ist das individuelle Sonnenverhalten. Während manche Tiere sich nur selten auf dem Sonnenplatz zeigen, nutzen andere diesen Bereich sehr regelmäßig und intensiv. Deshalb gilt: Auch wenn nicht alle Tiere ihn nutzen – ein gut ausgestatteter Sonnenplatz mit UV-B-Beleuchtung muss immer vorhanden sein.

Die UV-B-Strahlung ist essenziell für den Vitamin-D3-Stoffwechsel und trägt zur Vermeidung von Panzererweichung (Rachitis) bei. Gerade in der Innenhaltung darf hier nicht gespart werden. Optimal sind Kombilampen, die sowohl UV-B als auch Wärme liefern und gezielt auf einen trockenen Sonnenplatz ausgerichtet werden.

Fazit: Schlammschildkröten sind ideal für durchdachte, strukturreiche Aquaterrarien

Wer sich für die Haltung von Schlammschildkröten entscheidet, wählt Tiere, die weniger Raum in der Höhe, dafür aber mehr Struktur und Vielfalt in der Fläche benötigen. Die Ansprüche an Technik, Licht und Wasserqualität sind überschaubar, die Beobachtung des Verhaltens jedoch hochinteressant. Mit einem durchdacht eingerichteten Becken, einer funktionierenden Filtertechnik und der passenden Temperatur- und Lichtversorgung steht einer langfristig erfolgreichen Haltung dieser faszinierenden Reptilien nichts im Weg.

Sumpfschildkröten

Die wohl am häufigsten gehaltene Sumpfschildkröte ist die Tropfenschildkröte (Clemmys guttata). Die Haltung von Sumpfschildkröten ist im Allgemeinen anspruchsvoller als die der vorherigen Gattungen, weswegen eine gewisse Sachkunde vorhanden sein sollte. Hat man sich gut informiert, stellt die Haltung jedoch keinerlei Probleme dar. Das Becken für eine Sumpfschildkröte entspricht im Wesentlichen den Becken von Schlammschildkröten: Auch hier zählt vor allem die Grundfläche des Aquaterrariums sowie eine möglichst gute Strukturierung durch Pflanzen, Wurzeln und Steine.

Jedoch muss dem Landteil bei Sumpfschildkröten eine wesentlich größere Beachtung geschenkt werden. Dieser sollte mindestens etwa einem Drittel des Wasserteils entsprechen und mit einer dicken Schicht Moos gefüllt werden, welches stetig feucht gehalten werden muss. Außerdem sonnen sich Sumpfschildkröten wesentlich ausgiebiger als Schlammschildkröten, jedoch nicht so stark wie Schmuckschildkröten. Sie ernähren sich omnivor, jedoch werden tierische Futtermittel in den meisten Fällen deutlich bevorzugt.

Der Unterschied der Haltung von Männchen und Weibchen

Im Grunde gibt es zwischen der Haltung von männlichen und weiblichen Tieren keine großen Unterschiede. Allerdings benötigen Weibchen spätestens mit Erreichen der Geschlechtsreife einen Eiablageplatz. Steht dieser dann nicht zur Verfügung, kann es zu einer Legenot kommen, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Für männliche Tiere reicht beispielsweise eine Korkrinde, die zwischen Vorder- und Rückwand eingeklemmt wird oder eine ins Becken eingehangene Weidenholzbrücke. Außerdem gibt es bei einigen Arten Unterschiede in der Ernährung. So fressen weibliche Höckerschildkröten meist mehr Pflanzen als ihre männlichen Artgenossen. Dies muss jedoch im Einzelfall konkret auf die Art bezogen recherchiert werden.

Gruppenhaltung von Schildkröten

Direkt vorweggesagt: Wasserschildkröten sind und bleiben Einzelgänger. Keine Wasserschildkröte wird aufgrund von Einsamkeit verenden – andererseits kann es durchaus passieren, dass Tiere aufgrund von Bissverletzungen oder Stress sterben. Deswegen sei an dieser Stelle ausdrücklich die Einzelhaltung empfohlen. Die Gruppenhaltung kann funktionieren, allerdings müssen die Tiere dann aufmerksam beobachtet werden, denn es kann von heute auf morgen zu Streitereien kommen. In diesem Fall müssen die Tiere dann umgehend getrennt werden. Wer diese Möglichkeit nicht hat, sollte die Einzelhaltung vorziehen. Die gemeinsame Haltung von Arten mit gänzlich anderen Ansprüchen an die klimatischen Bedingungen, Ernährung sowie Beckeneinrichtung ist grundsätzlich abzulehnen, da es unmöglich ist, allen unterschiedlichen Ansprüchen in einem Becken gerecht zu werden.

Weiterführende Literatur: 

Becker, Herbert (2010): Aufzuchtbecken für südostasiatische und nordamerikanische Wasser- und Sumpfschildkröten. – Online: URL: http://clemmys.de/literatur/frame-set.html.

Buhlmann, Kurt, Tuberville, Tracey & Gibbons, J. Whitfield (2008): Turtles of the Southeast. – Georgia (The University of Georgia Press): 252 S.

Ernst, Carl H. & Lovich, Jeffrey E. (2009): Turtles of the United States and Canada – Second Edition. – Baltimore (The John Hopkins University Press): 827 S.

Hennig, Andreas S. (2003): Zierschildkröten. – Münster (Natur und Tier – Verlag): 79 S.

Praschag, Reiner (2005): Die Flache Moschusschildkröte (Sternotherus depressus Tinkle & Webb, 1955). – Marginata, Münster, 2 (1): 20-30.

  • 2013: Großkopfschildkröten in Natur und menschlicher Obhut: Teil 1. – Marginata, Münster, 10 (3): 20-30.
  • 2014: Großkopfschildkröten in Natur und menschlicher Obhut: Teil 3. – Marginata, Münster, 11 (4):

Roddewig, Ewald (2014): Haltung und Zucht der Gattung Graptemys bei artgerechter Pflege in menschlicher Obhut: Teil 1. – Sacalia, Stiefern, 44 (12): 15-33.

Schaffer, Gerhard (2005): Die Aufzucht von Jungtieren verschiedener Arten der Moschusschildkröten. – Marginata, Münster, 2 (1): 54-56.

Schilde, Maik (2001): Schlammschildkröten: Kinosternon, Sternotherus, Claudius und Staurotypus. – Münster (Natur und Tier – Verlag): 133 S.

Wapelhorst, Xaver (2011): Schmuckschildkröten halten & pflegen, beobachten & verstehen. – Stuttgart (Kosmos-Verlag): 73 S.